München, 2. Juli 2019. Gemeinsam einen Orientierungsrahmen für die Kompetenzentwicklung in der Digitalisierung zu entwickeln – das war das Ziel des ersten gemeinsamen Workshop-Days, zu dem der MÜNCHNER KREIS am 24. Juni 2019 gemeinsam mit dem Zentrum Digitalisierung.Bayern (ZD.B) nach München eingeladen hatte. Mehr als hundert Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden, Start-Ups und Gewerkschaften erarbeiteten gemeinsam die entscheidenden Kontextfaktoren für den Kompetenzerwerb in der digitalen Transformation.
Welche Kompetenzen sind in der und für die digitale Arbeitswelt erforderlich? Welche Skills sind für die Berufe der Zukunft notwendig? Wie können wir uns alle am besten für die zukünftige Arbeitswelt vorbereiten? Diese Fragen werden gegenwärtig zwar häufig und in unterschiedlichen Zusammenhängen gestellt und sind gerade in jüngster Zeit Thema einer Vielzahl von Studien. Im Vordergrund steht dabei jedoch meist die Diskussion darüber, welche Kompetenzen erforderlich sind – seien es fachlich-inhaltliche, soziale, methodische oder auch (Meta-)Kompetenzen. Bei dieser Veranstaltung stand jedoch die Frage im Fokus, wie der Prozess der Kompetenzentwicklung konkret gefördert werden kann und vor allem welche Kontextfaktoren diesen positiv oder negativ beeinflussen und in welcher Weise dies geschieht. Konzipiert und organisiert hatten den Workshop-Day die Mitglieder des Arbeitskreises „Arbeiten in der digitalen Welt“ des MÜNCHNER KREIS.
Zu Beginn begrüßten Prof. Dr. Helmut Krcmar (TU München und MÜNCHNER KREIS) und Dr. Imme Witzel (ZD.B) die Teilnehmenden und gaben eine kurze Einführung in das Thema New Work. Beide betonten die Notwendigkeit aller gesellschaftlichen Akteure, die Arbeitswelt von morgen gemeinsam zu gestalten ̶ ein Ziel, das den MÜNCHNER KREIS sowie die Ende 2018 gegründete Themenplattform Arbeitswelt 4.0 des ZD.B verbindet. Diese ZD.B-Themenplattform soll den Digitalisierungsprozess in der Arbeitswelt begleiten. Weitere Informationen zu den Aufgaben und aktuellen Veranstaltungen der Plattform finden Sie hier.
Anschließend stellte Prof. Dr. Oliver Falck vom ifo Zentrum für Industrieökonomik und neue Technologien am ifo Institut, einem Kooperationspartner des ZD.B, seine Forschungsergebnisse zur Frage vor, welche Kompetenzen in der digitalen Arbeitswelt gefragt sind. Fazit seines Vortrags: Die digitalen Kompetenzen von deutschen Schülerinnen und Schülern sowie Erwerbstätigen sind im internationalen Vergleich nur durchschnittlich, es gibt große Unterschiede hinsichtlich Alter, Berufsgruppen und Unternehmensgröße. Daher ist eine umfassende Vermittlung und Förderung digitaler Kompetenzen auf allen Qualifikationsniveaus notwendig, und zwar über den ganzen Lebenszyklus, sowohl in Bildungseinrichtungen und Unternehmen sowie in allen Schulfächern
„Kein organisationales Lernen – keine zukunftsfähige Organisation“ das war die zentrale Botschaft von Jaqueline Engels von der Management- und Technologieberatung Detecon International GmbH, die in ihrer Keynote die Ergebnisse der Future Learning Studie präsentierte, in der das Thema Lernen in Deutschlands Großkonzernen genauer unter die Lupe genommen wurde. Die Untersuchung zeigt, dass der Mensch in einer komplexen und dynamischen Unternehmensumwelt, in der Technologien nahezu frei verfügbar und digitale Talente rar gesät sind, der entscheidende Wertschöpfungsfaktor ist. Unternehmen sind dabei stärker denn je darauf angewiesen, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die richtigen Kompetenzen und Fähigkeiten sowie das notwendige Wissen mitbringen, um in einer digitalisierten Arbeitswelt gleichzeitig handlungs- und anpassungsfähig zu sein. Viele deutsche Großkonzerne sind jedoch in puncto Lernmaßnahmen noch nicht ausreichend gewappnet.
Im Anschluss folgte der aktive Teil des Workshop-Days. Im Fokus standen sechs Kompetenzfelder der digitalen Arbeitswelt, die am Beispiel von definierten Personas einzelner Berufsbilder veranschaulicht wurden: Personenbezogene Softskills, soziale Softskills, Skills für die Mensch-Maschine-Interaktion, Prozesskompetenz, Lösungskompetenz sowie Strategische Kompetenz. Wie kann der Prozess der Kompetenzentwicklung konkret gefördert werden? Welche Rahmenbedingungen sind dabei fördernd bzw. hemmend? Anhand dieser Fragestellung identifizierten die Teilnehmenden in Gruppen jeweils relevante Kontextfaktoren, die die Entwicklung von Kompetenzen für die digitale Arbeitswelt maßgeblich beeinflussen – sowohl positiv, als auch negativ.

Grafik Recording Workshop-Day von Teilnehmerin Sophie Hartmann
Die anschließende Mittagspause nutzen alle Teilnehmenden, um sich zu vernetzen und sich über relevante Kompetenzen für die digitale Transformation und ihre Erfahrungen aus unterschiedlichen Unternehmen und Organisationen auszutauschen.
Ausgehend von den Ergebnissen des Vormittags diskutierten die Teilnehmenden am Nachmittag im Rahmen eines World Cafés die folgenden Kontextfaktoren: Rahmenbedingungen/Politik, Führung, Kultur, Organisation/Struktur, Strategie/Vision, Metrik der BWL, Technologie, Person/Mindset, Branche/Wettbewerb/Plattform sowie HR. Dabei standen insbesondere die Fragen im Vordergrund, auf welche Weise die jeweiligen Kontextfaktoren den Prozess der Kompetenzentwicklung beeinflussen und welche Gestaltungs- und Handlungsoptionen es im Hinblick auf die entsprechenden Kontextfaktoren gibt. Die umfassenden Ergebnisse zeigen in beeindruckender Weise, was im Verlauf nur eines Tages von den Teilnehmenden erarbeitet wurde.
Zum Abschluss der Veranstaltung fasste Sebastian Unterreitmeier von der HR-Beratung Promerit AG zusammen, vor welchen Herausforderungen die Human Resources-Arbeit in der Arbeitswelt 4.0 steht. Statt um administrative Aufgaben, die durch die Digitalisierung zum Großteil automatisiert und vereinfacht werden können, geht es vermehrt darum, strategisch zu definieren, welche für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Zukunft gebraucht werden, über welche Kompetenzen diese verfügen müssen und wie diese gemeinsam entwickelt werden können.
Wie aktuell das Thema des Workshop-Days ist und welch starker Diskussionsbedarf besteht, zeigte sich an daran, wie positiv die Veranstaltung aufgenommen wurde, die in kürzester Zeit ausgebucht war. Auch das überaus positive Feedback der Teilnehmenden bestätigt, welch hohe Bedeutung der Austausch zum Thema Kompetenzentwicklung für die Digitalisierung hat.
Der MÜNCHNER KREIS und das ZD.B führen die spannende und zukunftsorientierte Diskussion zum Thema „Arbeiten in der digitalen Welt“ auch zukünftig weiter und planen weitere Veranstaltungen zu diesem Thema auch in anderen Teilen Bayerns. Für all diejenigen Interessierten, die nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnten, ist im Nachgang des Workshop-Days eine Veröffentlichung der Ergebnisse geplant. Bei Interesse schreiben bitte eine E-Mail an arbeitswelt4.0@zd-b.de