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Graphic Recording: Heike Haas

Garching, 25. November 2019. Unter dem Titel „Paradigma 2019 | Digitales. Weiter. Denken“ luden das Zentrum Digitalisierung.Bayern, das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und die Kulturkonsorten Vertreter*innen aus Museen, Bibliotheken, Archiven und Theatern in Bayern ein. Die Veranstaltung in München-Garching bildete die zweite Folge des Runden Tischs “Digitale Kulturvermittlung”, der sich am 24.07.2019 erstmals in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften getroffen hatte.

Der erste „Runde Tisch: Digitale Kulturvermittlung“ hatte in einem ersten Schritt eine Bestandsanalyse ermittelt. Alle teilnehmenden Institutionen stellten vor, wo sie auf dem Weg zur digitalen Transformation stehen, welche Visionen und Ziele sie verfolgen und an welcher Stelle die großen Hindernisse und Hemmnisse liegen. Die Ergebnisse der Auftaktveranstaltung wurden in einem Graphic Recording festgehalten, das seinen Platz im Ministergang des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefunden hat. Weitere Informationen zum ersten Termin im Juli finden Sie hier.

Die Veranstaltung am 25.11.2019 eröffnete Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Lehrstuhlinhaber des Fachbereichs Philosophie und politische Theorie an der Ludwig-Maximilians Universität München und Sprecher der Themenplattform Kultur mit zwei Leitfragen behandelte: erstens, was ändert sich durch Digitalisierung und zweitens, was ändert sich nicht durch Digitalisierung? Nida-Rümelin nannte als der digitalen Transformation unterworfene Bereiche vor allem die Bedingungen der Kunstproduktion, die Einteilung der verschiedenen Kunstmedien, sowie die Kunstinhalte. Trotz aller Neuerungen, merkt Nida-Rümelin an, verändert sich eines nicht: „Wir werden nicht zum Homo Deus. Wir erschaffen kein Gegenüber, niemand nimmt uns unsere Einsamkeit, wir haben keine Kooperation, Interaktion und Kommunikation zu Partnern in Gestalt von autonomen Softwaresystemen.“ Nida-Rümelin zieht eine Parallele zwischen der transhumanistischen Silicon Valley Ideologie und der apokalyptischen Angst, die beide die digitale Transformation gleichermaßen hemmen. Deswegen ist die Verantwortung der Kunstinstitutionen groß, geht es darum, die Bedingungen für Kunstpräsentationen und Kunstrezeptionen zu schaffen und kulturelle Dynamiken aktiv mit zu gestalten.

Podiumstalk Digitalisierung aus vier Perspektiven

Einführend in die Veranstaltung diskutierten Prof. Dr. Nida-Rümelin (LMU, ZD.B, bidt) Prof. Dr. Alexander Pretschner (TU München, bidt), Dr. Rahild Neuburger (LMU) und Angela Kesselring (Süddeutsche Zeitung ) Digitalisierung aus den vier Perspektiven Kultur, Informatik, Arbeitswelt 4.0 und Medien.

Rahild Neuburger stellt den Begriff des Prozesses in den Mittelpunkt. Sie sieht Digitalisierung nicht als Endzweck, sondern als ein Mittel, um unausgereifte bzw. un-sinnhafte Prozesse anders zu gestalten bzw. neue Prozesse zu entwickeln. Digitalisierung kann und soll auch dafür eingesetzt werden, zu überlegen, ob sich der Lebensraum von Nutzern des Kulturraums durch die Digitalisierung ändert und welche Konsequenzen sich daraus für Kulturinstitutionen ableiten lassen.

Angela Kesselrings provokante These: Grundvoraussetzung für digitale Transformation ist Erkenntnis – und nicht IT. Auf der Basis von Erkenntnis muss die Bereitschaft der Rezipienten, Mitarbeiter*innen, Kooperationspartner und Adressaten erzeugt werden, digitale Prozesse zu verwenden. Als den größten Feind des Fortschritts der digitalen Transformation nennt sie die diffuse Angst vieler, die fehlender erlebter Erkenntnis geschuldet ist: „Wenn ich jemanden zum Skifahren begeistern möchte, dann gebe ich ihm kein Buch darüber, sondern gehe mit ihm auf den Berg und teile das Erlebnis!“.

Alexander Pretschner weist auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kunstinstitution hin, die der unterschiedlichen Historie und Struktur geschuldet ist – Digitalisierung sieht für ein Archiv maßgeblich anders aus als für ein Museum der bildenden Kunst oder ein Theater, so dass es keine Universallösung für alle gibt. Er weist auf die dieser noch zugrundeliegenden Kategorisierung von Digitalisierung als Medium und als Inhalt hin. Das bedeutet, es reicht nicht, einen Informatiker einzustellen und man ist fein raus, vielmehr gehe es darum, nicht denkfaul zu sein. Obwohl im Zuge der Digitalisierung alle Prozesse schneller und kürzer werden und die Konkurrenz stets einen Schritt voraus zu sein scheint, gilt es, sich darüber bewusst zu werden, was die eigenen Vorteile sind und wie man mit eigenen Schwächen umgeht. Er plädiert dafür, zu reflektieren und (neu) zu denken.

 

Best Practice Beispiel: Digitale Wege ins Museum

Als Best Practice Beispiel referierte Dr. Tobias Wall vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg zum Förderprogramm „Digitale Wege ins Museum“. Näheres zur Förderung finden Sie hier.

Den Nachmittag eröffneten drei Workshops neuer digitaler Methoden zum Schnuppern: Design Thinking, Digital Storytelling und Agiles Arbeiten standen zur Auswahl. Isabella Hastreiter durchlief mit den Teilnehmer*innen einen Design Sprint, Sven-Daniel Gettys führte in Digital Storytelling ein und DieProduktmacher ließen die Teilnehmenden interaktiv agiles versus klassisches Arbeiten ausprobieren – von Kanban über Scrum bis hin zu Design-Thinking wurde alles praktiziert.

Mit den neu erlernten Theorien im Hinterkopf ging es zu den vier verschiedenen Themenwerkstätten zu den Themen Kennen (Wahrnehmung, Kommunikation), Können (Handlungsfreiheit, rechtliche Rahmenbedingungen und Kompetenzen), Wollen (Budgets, Konzepte, Motivationen) und Sollen (Organisation, Erwartungen der Träger und der Öffentlichkeit). Dabei wurden die vorab grob und umrisshaft gezeichneten Erwartungen, Kenntnisse und Hindernisse explizit herausgearbeitet und kleinere Arbeitsgruppen gebildet, die sich themenbezogen unterstützen und vernetzen wollen.

Im Anschluss an die Veranstaltung gab es die Möglichkeit, an einer Führung durch den MakerSpace beizuwohnen, der die Möglichkeit bietet, Ideen und Innovationen in Form von Prototypen und Kleinserien zu realisieren bzw. Technologien auszuprobieren, um herauszufinden, ob sie im jeweiligen Kontext den gewünschten Effekt erzielen.

Graphic Recording: Heike Haas (waschatelier München)
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