München, 24. Juli 2019. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, das Zentrum Digitalisierung.Bayern und die Bayerische Akademie der Wissenschaften luden zu einem Runden Tisch „Digitale Kulturvermittlung – Aktueller Stand und Zukunftsperspektive(n)“ in die Bayerische Akademie der Wissenschaften ein.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch ein Grußwort von Herrn Ministerialdirektor Dr. Rolf-Dieter Jungk, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Der Nachmittag diene dazu, einen Impuls für die Entwicklung digitaler Strategien der Kultur- und Gedächtniseinrichtungen in Bayern zu leisten. Dr. Jungk betonte, dass Digitalisierung Partnerschaft und Kommunikation bedürfe, intern und extern gleichermaßen. Erste Kontakte könnten an diesem Nachmittag geknüpft sowie das Netzwerk ausgebaut werden. Deutlich sei, dass die Digitalisierung bereits in der Kulturvermittlung angekommen ist. Nun müsse man verstärkt darauf hinarbeiten, digitale Kulturvermittlung gemeinsam weiter auszubauen.
Die eingeladenen Vertreter*innen aus Staatlichen und nichtstaatlichen Museen, Archiven, Bibliotheken und Theatern präsentierten in einer knappen Vorstellungsrunde den aktuellen Stand ihrer Häuser im Bereich der Digitalisierung. Sie formulierten in kurzen Statements Etappenziele und große Visionen auf dem Weg ihrer Institution in die Digitale Transformation und benannten die größten Hemmschwellen und Hindernisse auf diesem Weg. Den Visionen wie einer Transformation der Kulturinstitution in eine digitale Wissensressource, der Wandel in einen bedeutenden digitalen Akteur, oder eine Steigerung der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Relevanz des Hauses durch Digitalisierung standen als große Hindernisse neben fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen auch Probleme im Bereich der Bild- und Urheberrechte wie auch ein vielfach wenig entwickeltes Bewusstsein für die Chancen einer konsequenten Policy von Data-Sharing und Open Data entgegen. Die kurzen Präsentationen boten allen Teilnehmer*innen einen ersten Einblick in den aktuellen Stand der anderen Institutionen, gemeinsame Probleme wurden adressiert und Möglichkeiten eines Austauschs identifiziert.
Im Anschluss bot der Vortrag von Dr. Philipp Ramin die Möglichkeit, einen Blick auf wirtschaftliche Akteure zu werfen, und zu sehen, wie Unternehmen mit ähnlichen Herausforderungen umgehen, vor die die digitale Transformation auch Kulturinstitutionen stellt. Das von ihm präsentierte Wandlungsmodell des Innovationszentrums für Industrie 4.0, das digitale Kompetenz (Kennen und Können) und digitale Bereitschaft (Wollen und Sollen) thematisiert, lässt sich in der Grundstruktur auch auf Kulturinstitutionen übertragen. Kritisch gesehen wurde allerdings, ob und inwieweit sich digitale Kompetenzen in Kulturinstitutionen selbst aufbauen lassen, stattdessen wurde eine Fokussierung auf die Kernaufgaben der Kultur- und Gedächtnisinstitutionen angeraten.
Im Anschluss widmeten sich die Teilnehmenden in intensiven Diskussionen in kleinem Rahmen Fragen nach dem digitalen Publikum und notwendigen digitalen Kompetenzen. Die Frage „Wer ist das digitale Publikum?“ führte in einem ersten Fazit zu dem Schluss, dass das digitale Publikum in den unterschiedlichen Disziplinen – Museum, Archiv, Bibliothek, Theater – sehr unterschiedlich gesehen wird, dass es keineswegs genau erschlossen ist, vielmehr mitunter als „ein großer Unbekannter“ scheine, dass es aber seitens aller Kultursparten als sehr wertvoll gesehen wird. Gefragt wurde, ob es überhaupt (noch) sinnvoll sei, zwischen analogem und digitalem Publikum zu unterscheiden, ob die beiden künftig nicht vielmehr als Einheit gesehen werden sollten.
Die Frage „Welche digitalen Kompetenzen brauchen Kulturinstitutionen?“ führte zunächst in Grundsatzfragen der Definition digitaler Kompetenzen, bevor sie neben technischem Know-how unter anderem Long-Life-Learning, Digital Storytelling und eine offenere Fehlerkultur als zentral für Kulturinstitutionen hervorhob.
Anschließend an die erste Frage nach dem digitalen Publikum widmete sich die dritte Diskussionsgruppe der Frage nach dem Wert dieses Publikums für die Arbeit einer Kulturinstitution. Die Notwendigkeit und die Möglichkeiten der Erfassung dieses Publikums wurden in diesem Zusammenhang ebenso diskutiert wie festgestellt wurde, dass der digitale Besucher in den verschiedenen Sparten aktuell unterschiedlich stark zählt, da im Vordergrund das (online oder analog) verkaufte Ticket stehe.
Prof. Nida-Rümelin, Sprecher der Themenplattform Digitalisierung in Bildung, Wissenschaft und Kultur am ZD.B zeigte sich erfreut über die große Resonanz und die intensiven Diskussionen, die der Nachmittag erbracht hat. Er betonte, dass die Themenplattform auch künftig gerne bereit sei, den Austausch zwischen den verschiedenen Institutionen und Sparten durch Veranstaltungen gezielt zu fördern und damit die Digitale Transformation in Kulturinstitutionen in Bayern voranzutreiben.