
Frauenchiemsee, 25. und 26. Oktober 2018. Nach dem erfolgreichen Aufbau der ZD.B Initiativen für die Wissenschaft haben sich nun erstmalig alle wissenschaftlichen Akteure des Zentrum Digitalisierung.Bayern zu einem Symposium getroffen, um zwei Tage des wissenschaftlichen Austauschs und voller inspirierender Diskussionen im breiten Themenfeld der Digitalisierung im Kloster Frauenwörth zu verbringen.
Wenn Sie die Fraueninsel am Chiemsee in Ihre präferierte Suchmaschine eingeben, wird Ihnen eine bayerische Idyllenlandschaft, wie aus dem Bilderbuch gezeigt. Das Kloster Frauenwörth, ein altes Benediktiner-Kloster, füllt die kleine Insel, die nur über eine Fähre zu erreichen ist, fast vollständig aus. Schönes Ambiente und wenig Ablenkungsmöglichkeiten, etwa durch flächendeckende WLAN-Verbindungen – das ist die geeignete Atmosphäre für das erste ZD.B Symposium, das sich allem voran zum Ziel gesetzt hat die Vernetzung der Akteure der Initiativen für die Wissenschaft voranzutreiben und Impulse in die bayrische Hochschullandschaft zu Themen der Digitalisierung zu geben.
Hintergrund und Ziele des Symposiums
Nachdem die ersten Konzepte für ein Zentrum Digitalisierung.Bayern – und damit verbunden Initiativen für die Wissenschaft – im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung durch die ZD.B Task Force vor genau drei Jahren zu Papier gebracht wurden, trafen sich am 25. und 26. Oktober erstmals alle Akteure dieser wissenschaftlichen Initiativen. Der Auftakt des Symposiums ist der Erfolg dieses dreijährigen Aufbaus der ZD.B Initiativen für die Wissenschaft, die durch Frau Dr. Nina Höhne und PD Dr. Daniel Mendez initiiert und geführt werden. Zu den über 70 Gästen zählten die neu berufenen ZD.B ProfessorInnen, ZD.B NachwuchsforschungsgruppenleiterInnen, ZD.B Fellows sowie Promovierende der verschiedenen ZD.B Forschungsgruppen und des BayWISS Verbundkollegs Digitalisierung. Dieses erste Symposium stellt damit einen wichtigen Meilenstein im Auf- und Ausbau des ZD.B als interdisziplinären Forschungsinkubator und Kollaborationsplattform dar.
Ziel war es, ein Zusammenkommen aller wissenschaftlichen Akteurinnen und Akteure des ZD.B zu ermöglichen, um gemeinsam zwei Tage wissenschaftlichen Austausch im breiten Themenfeld der Digitalisierung im Kloster Frauenwörth zu erleben. Erfahren Sie im folgenden Nachbericht Einzelheiten der unterschiedlichen Formate des zweitägigen Symposiums.
Eröffnung des Symposiums – Digitalisierung als gesellschaftliche Aufgabe
Eröffnungsrede und Verleihung des Promotionspreises
Eröffnet wurde das Symposium am 25. Oktober durch den Gründungspräsidenten und wissenschaftlichen Geschäftsführer des ZD.B, Professor Dr. Dr. h.c. Manfred Broy, der in seiner feierlichen Eröffnungsrede die über 70 Gäste aus Forschung und Wissenschaft, aber auch Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (StMWK), herzlich willkommen hieß. In seiner Rede betonte er, dass das ZD.B ein Ort des Zusammenwirkens interdisziplinäres Wissens ist und eine relevante fächerübergreifende Plattform im Feld der Digitalisierung darstellt, und begrüßte an dieser Stelle die anwesenden Vertreter des StMWK, Herrn Dr. Michael Mihatsch und Herrn Markus Schmidtner. Dr. Mihatsch griff in seiner anschließenden Begrüßungsrede ebenfalls den Gedanken auf, dass, um Bayern als Innovationsstandort weiter voranzutreiben und die Vorreiterrolle als Standort für IT-Spitzenforschung weiter auszubauen, Plattformen wie das ZD.B essentiell sind. Die bayerische Staatsregierung ebnete dazu mit dem Masterplan „Bayern Digital“ den Weg, beispielsweise für die Etablierung von Innovations- und Forschungsprojekten, Laboren an unterschiedlichsten Hochschulstandorten und ausgewählte Leuchtturmprojekte, die die Digitalisierung in der universitären Infrastruktur vorantreiben sollen.
Im Anschluss dieser feierlichen Begrüßungsreden folgte die Preisverleihung des ZD.B Promotionspreises, der im Jahr 2018 erstmalig verliehen wurde. Drei Preisträger wurden im Vorfeld der Veranstaltung durch ein interdisziplinäres wissenschaftliches Gremium ausgewählt und am ZD.B Symposium von Herrn Broy und Herrn Mihatsch geehrt. Mehr Informationen über den Promotionspreis und die diesjährigen Preisträger finden Sie hier.
Keynote von Prof. Dr. Ursula Münch
Als weiteren Ehrengast begrüßte die Moderatorin, Eva Wolfangel, die Keynotespeakerin Frau Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für politische Bildung und Professorin für Politikwissenschaft an der Universität der Bundeswehr. Mit ihrer Rede zum Thema „Auswirkungen der digitalen Transformation auf Politik und Gesellschaft“ zeigte Frau Münch mit besonderem Nachdruck auf, dass Digitalisierungsprozesse strukturelle Auswirkungen auf alle Gesellschaftsbereiche haben – und damit besonders das politische System, aber auch fast alle Teile von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft betreffen. Die Frage, wie sich unser Demokratieverständnis durch Massenmedien und sogenannte Autoritätskrisen im digitalen Zeitalter verändert, verlangt eine kritische und sensible inhaltliche Auseinandersetzung. Der Appell ist klar: Digitalisierung sollte in der Ganzheitlichkeit positiver und negativer Auswirkungen über den universitären Rahmen hinaus diskutiert werden und auch Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft müssen sich Ihrer aufklärenden Verantwortung zum Wohle der Gesellschaft bewusst werden.
Impulse von der Wissenschaft für die Wissenschaft
Postersessions und Fellows Coaching
Ein Highlight des Symposiums waren die Präsentationen der Promotionsthemen der anwesenden Doktorandinnen und Doktoranden. Bereits im Vorfeld des Symposiums hatten die Promovierenden ihre Dissertationsthemen auf wissenschaftlichen Postern dargestellt, um es an den Veranstaltungstagen dem Plenum zu präsentieren und direkt in die Diskussion einzusteigen. Motivation waren neben dem akademischen Austausch mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch die zu gewinnenden Posterpreise in Form von Reisestipendien, die am Ende des Symposiums für die drei besten Poster verliehen wurden. Vor den eigentlichen Postersessions, die in Kleingruppen stattfanden, pitchten die Promovierenden in 60-sekündigen„Blitz-Intros“ die Inhalte ihres Posters, um möglichst viele Diskussionsteilnehmer zu ihren Postern zu locken. Anschließend fanden sich die Präsentierenden in kleinen Seminarräumen zusammen, um von interessierten Zuhörern und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Feedback zu ihren Forschungsthemen zu erhalten. In einem anonymen Abstimmungsverfahren aller Teilnehmenden wurden im Laufe des nächsten Tages diejenigen Doktoranden ausgewählt, die sich dank der eindrucksvollen visuellen sowie inhaltlichen Gestaltung ihrer Poster nun über Reisestipendien freuen dürfen.
Herzlichen Glückwunsch noch einmal an die Gewinner der Posterpreise:
- 1. Preis: Reisestipendium im Wert von 1500,-€ an Viktorija Paneva, Universität Bayreuth, „Dexterous Interaction with Levitating Interfaces“
- 2. Preis: Reisestipendium im Wert von 1000,-€ an Nina Rohrbach, TU München, „Mixed reality as a new therapeutic approach to support activities of daily living in patients with chronic neurological disease“
- 3. Preis: Reisestipendium im Wert von 500,-€ an Christoph Molnar, LMU München, „Interpretable Machine Learning“
Im Rahmen der Fellow-Coachings am letzten Tag des Symposiums präsentierten die 10 Fellows des Graduate Programs den derzeitigen Stand ihrer Dissertation vor Professoren und Nachwuchsgruppenleitern und hatten dabei viel Raum für Diskussionen und Feedback. Parallel fanden zudem Open Space Events statt. Im Rahmen selbstorganisierender Arbeitstreffen wurden dabei übergeordnete Themen von den Teilnehmern des Symposiums diskutiert und bearbeitet. Das Themenspektrum reichte von einer Open Space Session zum Umgang mit persönlichen Krisen während der Promotion, dem Ausbau eines Innovation-Hub@campus bis hin zur Erstellung von Positionspapieren zu den ZD.B Arbeitskreisen, wie dem Arbeitskreis zu autonomen Systemen.
Let’s talk about Sessions und Paneldiskussion
Für genügend Diskussionen an beiden Veranstaltungstagen und Abendstunden sorgten die Let’s talk about Sessions. In diesen moderierten Diskussionsrunden, die von kurzen Impulsvorträgen zu den Forschungsschwerpunkten der Diskussionsteilnehmer eingeleitet wurden, beleuchteten vier bis fünf Professoren und Nachwuchsgruppenleiter aus unterschiedlichen Fachgebieten jeweils einen spezifischen Themenkomplex der Digitalisierung.
Digitisation and the Society of Tomorrow
Der Mensch sollte immer im Zentrum der Digitalisierung stehen und stellt damit auch eines der spannendsten Forschungsgebiete im Kontext der Digitalisierung dar. Die zunehmende Verlagerung sämtlicher Bereiche des professionellen sowie privaten und sozialen Lebens in ein digitales Umfeld und die damit einhergehende Entstehung sensibler Datenmengen stellt vor neue Herausforderungen. Wissenschaftlichen Methoden müssen insbesondere dem Forschungsethos, etwa in Hinblick auf Fragestellungen und Rahmenbedingungen der Datengewinnung und-generierung, angepasst werden. Eine viel diskutierte Frage ist: wie findet Datengewinnung statt, ohne ethische Rechte der Probanden zu verletzten?
Es diskutierten:
- Dr. Daniel Schnurr – Universität Passau
- Dr. Gari Walkowitz – TU München
- Prof. Dr. Nicholas Müller – HAW Würzburg-Schweinfurth
- Prof Dr. Florian Alt – Universität der Bundeswehr München
Human-centred Engineering
Was zeichnet „Menschsein“ aus? Obwohl diese Frage oft philosophische Antwortmöglichkeiten suggerieren könnte, ist dies eine zentrale Leitfrage in der Erforschung und Entwicklung von nutzerzentrierten Systemen – und oft im Fokus des Forschungsgebietes Mensch-Maschine-Interaktion. In dieser Diskussionsrunde wurde darüber debattiert, welche Rolle Technologien in der Gesellschaft einnehmen und wie diese Technologien zum Wohle der Gesellschaft und des Einzelnen effizient eingesetzt werden könnten. Der Mensch steht entsprechend auch hier im Mittelpunkt.
Es diskutierten:
- Prof. Dr. Jörg Müller – Universität Bayreuth
- Prof. Dr. Albrecht Schmidt – LMU München
- Prof. Dr. Jens Grubert – HAW Coburg
- Dr. Raphael Wimmer – Universität Regensburg
Intelligent and Automated Systems
Technisch wurde es in dieser Diskussionsrunde, bei der unter anderem die Frage, wie ein System entwickelt werden kann, das es ermöglicht gesellschaftlich relevante (nicht zwingend technische) Anforderungen zu erfüllen, diskutiert wurde. Die derzeit entstehenden und existierenden Systeme werden immer komplexer und lassen sich oftmals nur durch den Einsatz künstlicher Intelligenz entwickeln. Wer sollte ihrer Meinung nach bei einem Ausweichmanöver geschädigt werden, ein spielendes Kind oder zwei ältere Mitbürger? Solche Entscheidungen sollte man nicht Maschinen oder dem Zufall überlassen. Oder etwa doch? Der notwendige Umgang mit derartigen Fragen wurde in dieser Session ausführlich erörtert durch:
- Prof. Dr. Konrad Doll – HAW Aschaffenburg
- Prof. Dr. Andreas Festag – TH Ingolstadt
- Prof. Dr. Sascha Hauke – HAW Landshut
- Prof. Dr. Matzner – Universität Erlangen-Nürnberg
- Prof. Dr. Hermann – Universität Bamberg
From Computational Modelling to Design for the Wellbeing
Neue Technologien werden verstärkt eingesetzt, um ein besseres Patienten-Arztverhältnis auszubauen, wie das Beispiel der elektronischen Gesundheitskarte zeigt, oder um Erkrankungen frühzeitig durch bildgebende Verfahren erkennen zu können. Um einen Nutzen aus der Digitalisierung im Gesundheitswesen für den Menschen ziehen zu können, setzt man stark auf den Ausbau der Informationsflüsse zwischen Patienten oder Patientinnen sowie Ärzten und Ärztinnen und weiteren Schnittstellen, wie beispielsweise Krankenkassen. Leitfragen hierbei sind etwa, wie sich der Kontakt durch „Digital Health“ verändern bzw. verbessern lässt.
Es diskutierten:
- Dr. Christian Wachinger – LMU München
- Prof. Dr. Björn Schuller – Universität Augsburg
- Prof. Dr. Oliver Amft – Universität Erlangen-Nürnberg
- Prof. Andreas Muxel – HAW Augsburg
From PhD to Startup – Insights from Entrepreneurs
Die abschließende Paneldiskussion „From PhD to Startup – Insights from Entrepreneurs“ war der letzte Agendapunkt des Symposiums. Dr. Vera Gehlen-Baum ist Geschäftsführerin und Team-Lead für Quality-Learning bei den QualityMinds, Dr. Benedikt Hauptmann ist Gründer des IT-Unternehmens Qualicen und Mustafa Isik ist Gründer des Medienunternehmens Kerngedanke. Alle Panelisten wurden eingeladen, um den Teilnehmern Alternativen zu den akademischen Karrierewegen aufzuzeigen – nämlich die Gründung eines eigenen Unternehmens. Für viele stellt die Selbstständigkeit einen unsicheren und prekären Karriereweg dar. Doch in der offenen Diskussionsrunde mit den Promovierenden wurden auch die Schattenseiten der wissenschaftlichen Karriere deutlich. Wichtiger Impuls an die Promovierenden: „Es gibt Alternativen zu dem rein akademischen Weg, man darf nur nicht die Angst vor den Scheitern als Ausschlusskriterium für eine Gründung sehen, denn Scheitern bedeutet zugleich neue Möglichkeiten zu entdecken und umgekehrt.“

Nach dem erfolgreichen Auftakt des ZD.B Symposiums im Kloster Frauenchiemsee freuen wir uns nun, dieses Format jährlich stattfinden zu lassen. Alle weiteren Informationen für das kommende Jahr werden bald bekannt gegeben. Für aktuelle Informationen rund um die wissenschaftlichen Initiativen des ZD.B, besuchen Sie gerne unsere Website oder schreiben sich in den Newsletter des ZD.B ein.
Das vollständige Programm des diesjährigen ZD.B Symposiums können Sie sich hier herunterladen.
Bildnachweis: © ZD.B | Marcel Laponder